1) Institut für Veterinär-Pathologie der Veterinärmedizinischen Fakultät der Universität Leipzig; 2) Städtisches Veterinäramt Hof
Jan Scheinert1), Kristin Müller1), Hermann Meiler2), Heinz-Adolf Schoon1)
Ziel dieser Arbeit war die Bestimmung des Anteils an makroskopisch veränderten bzw. unveränderten sowie für untauglich zum menschlichen Verzehr bewerteten Nieren von 6235 Schlachtschweinen. Die tauglichen Organe wurden nach äußerer Adspektion in die Gruppen „ohne besonderen makroskopischen Befund“, „Einziehungen der Nierenrinde mit/ohne Beteiligung der Kapsel“ (E.R.m./o.K.), „Vorliegen einer persistierenden fetalen Lappung“ (p.f.L.) und „sonstige Befunde“ unterteilt. 30 makroskopisch unveränderte Nieren dienten als Kontrolle. Zur Charakterisierung auftretender Läsionen erfolgte an 400 Proben eine histopathologische (H.-E.-Färbung, Azan-Färbung) sowie immunhistochemische (CD3, CD79a, MAC387, Laminin) Untersuchung. Bei 70,52 % der tauglichen Nieren traten Veränderungen auf (64,93 % E.R.m./o.K.; 3,10 % p.f.L.; 2,49 % sonstige Befunde). 16,91 % der Organe waren untauglich. Trotz identischem makroskopischen Bild variierten die histologischen Befunde bei den meisten Veränderungen, wobei z. B. an schlachtungsbedingte Blutungen erinnernde Läsionen sich in 96,8 % als entzündungsassoziierte Blutungen darstellten. Makroskopisch nicht sichtbare Läsionen traten sowohl in den Kontrollnieren als auch in unveränderten Bereichen veränderter Nieren in hoher Prävalenz auf (nichteitrige interstitielle Nephritis ca. 96 %, Glomerulopathie 78 %, tertiäres lymphatisches Gewebe 38 %). Lediglich ca. 25 % aller Nieren entsprechen dem in der anatomischen Literatur beschriebenen makroskopischen Bild. Hinsichtlich der Entscheidung „tauglich/untauglich“ erweist sich die pathologisch-anatomische Untersuchung als ausreichend und nötig. Eine Beurteilung histologischer Veränderungen bei Schlachttieren ist im Lebensmittelrecht derzeit nicht vorgesehen, jedoch sprechen diese aufgrund der hohen Prävalenz für eine immunologische Belastung der Tiere. Der hohe Anteil veränderter tauglicher Nieren zeigt die Unsicherheit bei der fleischhygienerechtlichen Bewertung bestimmter Läsionen und belegt die Notwendigkeit eines „Positivkataloges“ für Organveränderungen.
The objective of this study
was to determine the rate of macroscopically altered and non-altered
kidneys as well as those to be ’unfit for consumption’ of 6,235
slaughtered pigs. Kidneys being ’fit for consumption’ were classified as
‘no abnormality macroscopically detected’, ‘strictures in the renal
cortex with/without involvement of
the renal capsule’ (SRC),
‘persistent fetal lobing’ (PFL) and ‘other findings’. Additionally, 30
kidneys served for control purposes. To verify the gross diagnosis 400
specimens were examined histologically (H.-E. and Azan stain) and
immunohistochemically (CD3, CD79a, MAC387, laminin). 70.52 % of the
10,168 kidneys considered as ’fit for consumption’ revealed lesions
(64.93 % SRC; 3.10 % PFL; 2.49 % other findings). 16.91 % of all kidneys
were ’unfit for consumption’. In spite of identical gross appearance,
the histological findings varied considerably, especially foci
interpreted as slaughter-associated petechiae were histologically
identified as inflammation-associated
bleedings. There was a high
prevalence of histological alterations in macroscopically unaltered
kidneys as well as in macroscopically unaltered areas of altered
kidneys(non-suppurative interstitial nephritis 96 %, glomerulopathy 78
%, tertiary lymphoid tissue 38 %). In conclusion, the gross appearance
described in the anatomical literature only occured in approx. 25 % of
the kidneys. The macroscopical examination is sufficient and necessary
concerning the decision ‘fit/unfit for consumption’. Histological
findings in slaughtered animals are currently not regulated by law, but
their frequent occurrence is indicative for a high immunologic stress.
The rate of altered kidneys which were “fit for consumption” shows the
uncertainty of evaluation of some lesions and implicates the necessity
of an ‘affirmative list’ for organs.
Schlüsselwörter: Schlüsselwörter: Nephropathie, interstitielle Nephritis, Nierenrindeneinziehungen
Keywords:
Keywords: nephropathy, interstitial nephritis, strictures in the renal cortex
jan.scheinert@vetmed.uni-leipzig.de
© M. & H. Schaper GmbH & Co ISSN 0003-925X